„Mehr Sprachen – mehr WIR:
Mehrsprachigkeit an der Schule fördern“

© privat
Mehrsprachige Schülerinnen und Schüler bereichern den Unterricht, bringen aber auch spezifische Anforderungen mit sich. Der gezielte Einsatz von KI kann helfen, Sprachförderung individueller zu gestalten, Lernprozesse zu erleichtern und die interkulturelle Kompetenz zu stärken. In seinem Impuls zeigt Gianni Triantis, Studienrat für Englisch, Informatik und Spanisch an der Otto-Brenner-Schule in Hannover, wie Künstliche Intelligenz den Unterricht in sprachlich und kulturell vielfältigen Klassen unterstützen kann. Er wird aktuelle KI-Anwendungen vorstellen, die Lehrkräfte unkompliziert in ihren Unterricht integrieren können – von adaptiven Lernplattformen über automatisierte Feedback-Tools bis hin zu Anwendungen, die kulturelles Lernen fördern. Ziel des Vortrags ist es, praxisnahe Impulse zu geben, wie KI im mehrsprachigen Unterricht sinnvoll genutzt werden kann. Dabei stehen die Potenziale für die Sprachbildung, die Förderung von Teilhabe sowie die Entlastung der Lehrkräfte im Mittelpunkt. Die vorgestellten Konzepte lassen sich flexibel auf verschiedene Schulformen und Fächer anwenden – eine wertvolle Ergänzung für die Arbeit in heterogenen Klassen.
Gianni Triantis ist Studienrat am Beruflichen Gymnasium der BBS ME in Hannover mit den Fächern Englisch, Spanisch und Informatik. Sein fachlicher Schwerpunkt liegt in der Fremdsprachendidaktik mit besonderem Fokus auf Mehrsprachigkeit und Digitalisierung. Als Fachlicher Begleiter im Auftrag des Niedersächsischen Kultusministeriums wirkt er im Projekt MULTIK – Mehrsprachiges Unterrichten mit Lerntechnologien und Künstlicher Intelligenz unter der Leitung von Dr. phil. Ulrich Stitzinger mit, das an der Leibniz Universität Hannover angesiedelt ist.

© Alexander Stertzik
In dieser einstündigen Online-Veranstaltung erhalten Lehrkräfte eine Einführung in das pädagogische Translanguaging - eine didaktische Praxis, bei der alle sprachlichen Ressourcen von mehrsprachigen Lernenden gezielt im Unterricht genutzt und einbezogen werden. Dabei wird nicht zwischen „richtigen“ und „falschen“ Sprachen getrennt, sondern die gesamte Sprachkompetenz der Schüler:innen als wertvolle Ressource für Lernprozesse anerkannt. Nach einem kurzen Überblick über die Bedeutung von Mehrsprachigkeit und den pädagogischen Mehrwert dieser Perspektive werden konkrete, praxistaugliche Beispiele gezeigt, die den Transfer in den eigenen Unterricht erleichtern und zur direkten Anwendung anregen.
Saskia Braun ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Zentrum für Mehrsprachigkeit sowie Dozentin in der Zusatzausbildung DaF am Sprachlehrinstitut der Universität Konstanz. In ihrer Promotion untersucht sie den Einsatz von pädagogischem Translanguaging im Unterricht. Ihre Forschung ist im EU-Projekt „ACT and Connect for INtegration" eingebettet, das die sprachliche und kulturelle Teilhabe von zugewanderten Kindern und Jugendlichen fördert.

© Aster Oberreit und Christina Knauer
Im letzten Teil unserer Veranstaltungsreihe widmen wir uns dem Thema diskriminierungskritische Sprachenbildung. Die Förderung von Mehrsprachigkeit steht in einem gesellschaftlichen Kontext, der von Rassismus und Diskriminierung geprägt ist. Unsere Referentinnen Kimberly Naboa Menzel und Aster Oberreit von der SchlaU-Werkstatt für Migrationspädagogik zeigen auf, wie Bildungspraxis im Unterricht inklusiv, diskriminierungskritisch und diversitätsorientiert gestaltet werden kann.
Aster Oberreit ist Bildungsreferentin für das Projekt Tragweite der SchLaU-Werkstatt für Migrationspädagogik gGmbH (Standorte Hamburg und Niedersachsen) und Diversity Managerin. Ihre Schwerpunkte sind Rassismuskritik und Empowerment. In ihrer beruflichen Laufbahn im Marketing und Vertrieb hat sie ihre Kommunikations- und strategischen Fähigkeiten weiterentwickelt. Diese nutzt sie nun, um ihre Botschaften effektiv zu verbreiten und andere zu ermutigen, sich für ihre Rechte einzusetzen. Als Co-Gründerin und Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Vereins We A.R.E. (https://www.weare-antirassismus.de/), der sich für frühkindliche antirassistische Erziehung einsetzt, hat sie zahlreiche Workshops und Seminare geleitet.
Kimberly Naboa Menzel ist Bildungsreferentin für das Projekt Tragweite und betreut den Standort Niedersachsen für die SchlaU-Werkstatt für Migrationspädagogik gGmbH. Ihre Schwerpunkte sind die diskriminierungskritische Handlungskompetenz als Teil pädagogischer Professionalität sowie die Sensibilisierung für Mehrsprachigkeit und sprachliche Komplexität der deutschen Sprache im Unterrichtskontext. Zudem ist sie als Dozentin in der Lehreramtsausbildung tätig.
Begleitend zur Veranstaltung finden Sie hier neben der Präsentation und Linkliste auch das besprochene Fallbeispiel (PDF, 1.1 MB), die Checkliste: Antirassistische Sprache (PDF, 540.5 KB) und die sprachensensible Brille (PDF, 1.1 MB).

© Annette Etges
Digitale Technologien eröffnen zahlreiche Möglichkeiten, die sprachliche Vielfalt im Schulalltag sichtbar zu machen und mehrsprachige Ressourcen effektiv einzusetzen. Im vierten Teil unserer Veranstaltungsreihe erklärt Dr. Till Woerfel, wie digitale Tools den Einbezug von Mehrsprachigkeit im Unterricht erleichtern und gleichzeitig wichtige Kompetenzen des 21. Jahrhunderts, insbesondere im Bereich der Digitalisierung, fördern. Er präsentiert praxisnahe Beispiele, die zeigen, wie solche Ansätze erfolgreich umgesetzt werden können.
Dr. Till Woerfel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln. 2016 wurde er zum Einfluss von Sprachdominanz und sprachspezifischen Mustern bei bilingualen Kindern an der LMU München promoviert. Aktuell forscht er in den BMBF-Projekten "Metavorhaben Sprachliche Bildung in der Einwanderungsgesellschaft" und "Schule macht stark" u.a. zu sprachlicher Bildung, Mehrsprachigkeit und Digitalität. Seit 2023 leitet er das BMBF-Verbundprojekt „HSU-Interregio – Herkunftssprachlichen Unterricht interdisziplinär und interregional erforschen, entwickeln, vernetzen“.

© Lotte Wissinger, Markus Hertrich, Matthias Johannes
Wie gelingt die Förderung von Mehrsprachigkeit praktisch im Unterricht und in der Schulkultur? Drei Vertreter:innen von Schulen in ganz Deutschland berichten, wie sie Mehrsprachigkeit in ihrem Alltag fördern. Sie teilen ihre Beweggründe, Herausforderungen, denen sie begegnet sind, und positive Veränderungen, die durch die Stärkung von Mehrsprachigkeit eingetreten sind. Udo Ulrich ist als Schulleiter von der Schule im Rastbachtal in Saarbrücken dabei. Andrea Wissinger ist die Schulleiterin der Otto-Tschirch-Oberschule in Brandenburg an der Havel und Anh Thi Đỗ-Kavka vertritt die Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg in Hamburg, an der sie als Lehrerin arbeitet und eine Beförderungsstelle für die Koordination für Diversitätsbewusste Bildung hat.

© privat
Die Förderung von Mehrsprachigkeit trägt wesentlich zur Überwindung von Vorurteilen und zur Stärkung der gesellschaftlichen Vielfalt bei. In unserer zweiten Veranstaltung spricht Jun.-Prof. Dr. Simone Plöger über den konstruktiven Umgang mit Sorgen im Zusammenhang mit Mehrsprachigkeit. Sie erläutert, warum die Angst vor doppelter Halbsprachigkeit unbegründet ist und wie die positive Wahrnehmung von Mehrsprachigkeit gestärkt werden kann.
Prof. Dr. Simone Plöger ist Juniorprofessorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulforschung / Inklusion an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihre zentralen Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Mehrsprachigkeit, Diversität, Diskriminierung und Ungleichheit im Kontext schulischer Bildung sowie in der Gestaltung einer inklusionsorientierten und diskriminierungskritischen Lehrkräftebildung.

© Havva Engin
Mehrsprachigkeit ist weltweit der Regelfall. Auch in Deutschland wachsen immer mehr Kinder und Jugendliche mehrsprachig auf. Im ersten Teil unserer Veranstaltungsreihe gibt Prof. Dr. Havva Engin einen Überblick darüber, was unter Mehrsprachigkeit verstanden wird. Sie erklärt, warum die Wertschätzung und Förderung von Mehrsprachigkeit in Schulen so wichtig und auch für alle Beteiligten gewinnbringend ist und stellt praktische Ansätze zur Förderung der Mehrsprachigkeit vor.
Havva Engin ist Professorin für Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Interkulturelle Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Sie studierte an der Technischen Universität Berlin Gymnasiallehramt für die Fächer Deutsch und Biologie. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen u.a. folgende Themen: Entwicklung von Bildungsinstitutionen in migrationsgeprägten Gesellschaften, Interkulturelle und interreligiöse Erziehung sowie Spracherwerb im Kontext migrationsbezogener Mehrsprachigkeit.